lunes, 22 de septiembre de 2008

17. bis 22. September Sur de Bolívar


Unsere Gummistiefel am Ende der Reise

Die Reise in den Süden des Departamento Bolívar war eine der vermutlich abenteuerlichsten Reisen, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Der Anlass war eine zweitägige Versammlung der Minenarbeiter in diesem vor allem von der Goldgewinnung aus kleinen Minen und Landwirtschaft geprägten Abschnitt Kolumbiens. Der „Sur de Bolívar“ ist von einer bis zu 2300 m hohen Bergkette geprägt und ist eine niedrig besiedelte, schlecht zugängliche Region. Davon, dass hier das von der Menschheit so heiß begehrte Metall Gold abgebaut wird, merkt man dem Lebensstil der BewohnerInnen der kleinen Minendörfer nicht viel an. Es fehlt an Infrastruktur, medizinischer Versorgung und Bildung. Das große Goldvorkommen wird bisher von kleinen selbstständigen Minenarbeitern abgebaut, die von dem Wert des verkauften Goldes leben.


"La Teta" (die Titte) Symbol des Sur de Bolívar, wird mit Stolz gezeigt, sobald sie sichtbar ist. "pornografia geografica"...

Seitdem Ende der 90er Jahre die internationalen Goldminenbau-Unternehmen Conquistador Mines und Anglo-American in die Gegend einzogen, wurden tausende der dort lebenden Menschen von Paramilitärs ermordet oder vertrieben. Heute ist die Existenz der mineros von dem Goldminen-Riesen Kedahda (ein Tochterunternehmen von des schon berüchtigten multinationalen Konzerns Anglo Gold Ashanti), bedroht, der bereits Konzessionen in dem Gebiet erworben hat und seine unterirdischen Naturschätze im ganz großen Stil ausbeuten will. Die Gewinne dieses Abbaus würden allerdings nicht in kolumbianische Taschen, und schon gar nicht in die der breiten Bevölkerung fließen. Lediglich fünf Prozent des Gewinns soll dem kolumbianischen Staat oder besser den Oligarchen, die dieses Land regieren, gezahlt werden, worin schon die „Entschädigung“ für die enormen anzunehmenden Umweltschäden mit eingeschlossen sind. Der grosse Rest flösse direkt ins Ausland. Für die Minenarbeiter und ihre Familien bedeutet dies den drohenden Verlust ihrer Lebensgrundlage sowie die Zerstörung ihres Lebensraumes. Bisher konnten sie sich gegen diese Pläne wehren, indem sie sich in der Federation der Agro- und BergbauarbeiterInnen des Südens von Bolívar – FEDEAGROMISBOL organisieren. Gemeinsam und in nationaler wie internationaler Vernetzung leisten sie Widerstand gegen die Freigabepläne der kolumbianischen Regierung an multinationale Unternehmen, bauen in mühsamer Arbeit die Muliwege zu ihren Dörfern zu motorisiert befahrbaren Wegen aus, gründen und unterhalten eine Schule – kurz kämpfen „por una vida digna y la permanencia en el territorio“ (für ein würdevolles Leben und ein Weiterbestehen in ihrem Territorium).

Diese Organisation ist von staatlicher Repression nicht verschont. „lideres sociales“ – Führungspersönlichkeiten der Organisationen der Region werden von Soldaten der kolumbianischen Armee außergerichtlich erschossen, wie zum Beispiel Alejandro Uribe Chacon am 19. September 2006, also genau vor zwei Jahren. Zum Anlass seines zweiten Todestages wurde die Versammlung der mineros in San Pedro Frio abgehalten, die Ziel unserer Reise war. Der Mord an Alejandro Uribe löste vor zwei Jahren einen mehrtägigen Aufstand von 1300 mineros in der nächst gelegenen Stadt Santa Rosa aus, infolgedessen es zu einem Abkommen zwischen ihnen und der Regierung kam, nach dem dieser Fall juristisch aufgeklärt werden sollte. Dies ist bisher innerhalb von zwei Jahren nicht geschehen, die Täter bleiben unbestraft, und das gleiche Batallon, das Alejandro vor zwei Jahren erschoss, ist noch jetzt im Sur de Bolívar stationiert. Dies stellt eines von unzähligen Beispielen für die dem kolumbianischen Konflikt typischen impunidad dar – der Straflosigkeit der TäterInnen.

Andere wichtige Persönlichkeiten der Federation mussten aus Sicherheitsgründen die Region verlassen, wie Teo und Gabo, die wir als Teil mehrerer internationaler und nationaler BegleiterInnen nun auf dem Weg zu der Versammlung von FEDEAGROMISBOL begleiten, nachdem sie aufgrund der für sie bestehenden Gefahr mehr als ein Jahr dieses Gebiet nicht mehr besuchen konnten.

Mittwochabend (17. September) begann unsere recht lange Anreise in Bogotá. Elf Stunden über Nacht fuhren wir bis Aguachica, von dort weiter mit dem Taxi nach Gamarra, einem schönen, kleinen und schon sehr heißen Ort am Rio Magdalena. Von dort geht es etwa eineinhalb Stunden weiter auf einem Schnellboot den Fluss aufwärts bis Santa Rosa, wo wir die Nacht auf Freitag in einem kleinen bescheidenen Hotel und in schon beträchtlicher Hitze verbringen.


Bootsfahrt auf dem Rio Magdalena

Ort am Rio Magdalena

In unserem Hotel in Santa Rosa

Am nächsten Tag geht es weiter in starken Geländewagen den Berg hinauf. Unser Ziel ist das kleine Goldminendorf San Pedro Frio (wie der Name schon vermuten lässt, raus aus der Hitze), wo Freitag und Samstag das Asamblea stattfinden soll. Vor einem Jahr reichte der befahrbare Weg nur bis vier Fußstunden vor San Pedro Frio. Jetzt bleibt uns nur noch eine Stunde zu laufen. Ohne Gummistiefel ist hier kaum etwas zu erreichen, der Weg ist vom vielen Regen aufgeweicht, so dass wir in knöcheltiefem Schlamm den Berg hochstraucheln. Ich schalte auf konzentrierten Durchhaltemodus, kann kaum die atemberaubende Wildnis rechts und links von mir wahrnehmen, sondern prüfe nur die Tiefe des Schlammes unter meinem nächsten Fußtritt.

am Wegesrand

Durchgeschwitzt und dreckig erreichen wir San Pedro Frio, ein für mich völlig unwahrscheinlicher Ort nahe einer der Goldminen, über und in den Wolken, wo die Menschen nach meinen Vorstellungen in großer Armut leben. Die Häuser sind komplett aus Holzbrettern, Plastikplanen und Wellblech gezimmert. Toilettenspülung und Dusche funktionieren mit kleinen Plastikeimern, mit denen man das Quellwasser über die Kloschüssel oder dein eigenen Körper schöpft. Gekocht wird auf Holzfeuer. Es ist ein Ort der Gummistiefel, alle BewohnerInnen von klein bis groß stapfen damit durch den allgegenwärtigen rötlichen Schlamm, den sie kaum noch zu bemerken scheinen.



Ausblick nahe San Pedro Frio - über den Wolken



San Pedro Frio

San Pedro Frio. Seltene Momente im Sonnenschein


San Pedro Frio
Goldmine bei San Pedro Frio

Mädchen beim Abwasch

Zwei Jungs vorm Fenster

Auf dem kleinen „Dorfplatz“ wird ein Regendach aus Plastikplanen gebaut, worunter die zweitägige Versammlung stattfindet.

überdachter "Dorfplatz" von San Pedro Frio

Der Platz ist gesäumt von erstaunlich bunt ausgestatteten kleinen Läden, wo alles Mögliche von Gummistiefel bis sogar frischen Früchten verkauft wird. Ein Glück für mich, denn sonst müsste ich zum Frühstück, Mittag- und Abendessen Reis mit Kartoffel und Yucca essen – das Fleisch, was zu dem hier üblichen Mahl dazu gehört, verschenke ich aus Gewohnheit (eigentlich moralisch nicht unbedingt nötig - ich sehe hier nur glücklich, frei grasende Tiere) an fleischhungrigere compañeros.

Die "Volksküche" in der die vielen Gäste der Versammlung morgens, mittags und abends mit Fleisch, Reis und Yuca bekocht werden. Es kann einem passieren, dass man mit dem heissen Teller in der Hand im Schlamm davor steckenbleibt. - Die umstehenden Leute halfen mir, in dem sie an meinem Hosenbein zerrten, den Fuss wieder freizubekommen... :)

Kinder, Hunde und Mulis prägen das Dorfbild. Mulis stellen hier das wichtigste Transportmittel dar. Schwerbeladen ermöglichen sie sowohl die bunte Warenfülle in den kleinen Läden von San Pedro Frio, als auch den Abstieg von schwangeren Frauen, die auf ihren Rücken etwa fünfzehn Tage vor der erwarteten Niederkunft ins nächste Dorf mit medizinischer Versorgung reisen müssen.

"Getränkemuli" auf dem Weg nach San Pedro Frio

Zwei Tage und zwei Nächte verbringen wir hier. Ich bin sprachlos und beeindruckt. Könnte mir ein Leben an diesem Ort niemals vorstellen. Es erscheint mir absurd, dass sich Menschen unter diesen gegebenen unwirtlichen Bedingungen ihr Zuhause einrichten. Aber genau das tun sie, und zwar mit respekteinflößender Entschlossenheit, genau um diesen Lebensraum zu kämpfen.


Asamblea FEDEAGROMISBOL

Asamblea von FEDEAGROMISBOL

Gedenkreden für den ermordeten Alejandro Uribe Chacon. Chor: "Alejandro? - Presente! Presente! Presente! Hasta cuando? Hasta siempre! Hasta siempre! Hasta siempre!"

Ich wohne den verschiedenen Reden und Gesprächen der Versammlung bei, verstehe aber noch nicht viel. Bemerke nur verdrossen, dass die Teilnahme von Frauen an den Diskussionen quasi nicht vorhanden ist. Der für Kolumbien typische machismo ist hier unübersehbar. Die Frauen sitzen dabei, mit ihren Kindern auf dem Schoß, oder bleiben in den Häusern und Küchen, um die Familien und die zahlreichen Versammlungsgäste zu versorgen... Neben Matsch, grauem Himmel, kühlem Klima und der Gesellschaft von Kakerlaken ist dies ein weiterer Grund für mich, diesen Ort einfach nicht wirklich sympathisch finden zu können. – Was meinem Staunen dennoch keinen Abbruch tut. Daisy backt im Halbdunkel die von mir sehr geliebten Arepas (süssliche Fladen aus verschiedenen Getreide)

Unermüdliche Köchin in der Gästeküche

Hier zur unglaublichen Dokumentation: eine Kolumbianerin (costeña - von der Küste), die fast so gross ist wie ich!

Einige sehr wenige schaffen es auch OHNE Gummistiefel in San Pedro Frio. Weiss nicht, wie...

Sonntag früh halb sechs bricht unsere Gruppe wieder auf. Der Schlamm ist noch tiefer, es hat in der Nacht viel geregnet. Die Autofahrt zurück nach Santa Rosa ist ein einziges Abenteuer, wir überleben es glücklich dank einem sehr virtuosen Wagenlenker und einem schier unkaputtbaren Geländewagen (jetzt weiss ich, wofür diese Autos gut sind! Bestimmt nicht für den Kottbusser Damm!!). Noch am selben Abend können wir den Nachtbus nach Bogotá nehmen, wo wir am Montagmorgen kurz vor sieben Uhr - natürlich im Regen - müde aber zufrieden und ohne schlimmere Zwischenfälle ankommen.



Rio Magdalena - früher Sonntagabend

lunes, 15 de septiembre de 2008

Mission in Boyaca 9. bis 14. September


Die Reise geht in das Departamento von Boyocá (nordöstlich von Bogotá gelegen), genauer in den östlich gelegenen Unterabschnitt, die Provincia La Libertad, wo wir drei Dörfer besuchen wollen: Labranzagrande, Pisba und Paya:

(durch Klicken lässt sich die Karte vergrößern, so dass die drei vereinzelten Dörfer ganz im Osten des Departamento erkennbar werden)

Die Provincia de La Libertad weist einen großen Reichtum des Ökosystems auf, ein atemberaubend schönes Naturszenario aus Bergen und Tälern in allen möglichen Grüntönen mit vielen Flüssen.



Derzeit werden Ölexplorationen in der Gegend durchgeführt...

Darüber hinaus ist sie von jeher ein strategisch wichtiger Landesabschnitt, da sie unvermeidlich auf dem Weg zwischen dem weiten Flachland, der den gesamten Osten Kolumbiens ausmacht, und dem Landesinneren liegt. So ist sie im 20. Jahrhundert auch zu einem wichtigen Wirkungsraum der beiden Guerrilla-Gruppen FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) und ELN (Nationale Befreiungsarmee) geworden, die sich irgendwo in den unzugänglichen Bergen der Provinz aufhalten.

Die BewohnerInnen der Provincia de La Libertad sind vor allem Bauern und Bäuerinnen, die kleine Kultivationen von u.a. Mais, Plátano, Bohnen und ein bisschen Kaffee bewirtschaften, aber vor allem von Rinderhaltung leben. Ihr Lebensraum ist von völliger Vernachlässigung des Staates geprägt, zumindest was die sozialen Strukturen betrifft: es herrscht Armut, Mangel an medizinischer Versorgung, Schulbildung und Infrastruktur.


Bauernhaus am Weg nach Labranzagrande

Anstatt den Jahrzehnte und länger alten bewaffneten Konflikt in Kolumbien, der in einer absurd ungleichen Verteilung von Reichtum, (Land-)Besitz und Macht wurzelt, durch Investitionen im sozialen Sektor zu bekämpfen, besteht der einzige Einsatz von staatlicher Seite in der Provinz wieder nur durch eine enorme Infiltrierung durch Armee und Polizei.


Polizist in Pisba (Foto Ariadni)

Somit ist das Setting der Lebenssituation der Menschen in dieser Region grob skizziert. Sie leben mitten zwischen den legalen und den illegalen bewaffneten Streitkräften dieses Landes und sind unmittelbare Opfer des Konfliktes.

Unsere Mission ist seit Jahren die erste Investigation der Situation der Menschenrechte in der Provinz. Unsere Ziele sind einerseits die humanitäre Situation, in der sich ihre BewohnerInnen befinden, in Form von Interviews zu dokumentieren und auszuwerten. Andererseits soll versucht werden, zusammen mit den EinwohnerInnen und den Autoritäten der Gemeinden ein Weg zur Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen NGO’s zur Verteidigung von Menschenrechten in der Region zu finden.

Mittwoch: 13 Uhr treffen am Busbahnhof Bogotá. Mit einem der luxeriösen Busse, die hier das Land durchqueren, in denen selbst ich die Beine ausstrecken kann, in denen man allerdings leicht erfriert aufgrund einer übertriebenen Klimanlage nach Sogamoso. Von der zweitgrößten Stadt des Departamento Boyacá mit 120 000 EinwohnerInnen, ehemals wichtiges religiöses Zentrum der Muisca-Indigenas, die hier einen Sonnentempel erbaut hatten, bekommen wir nicht viel zu sehen, da es bereits dunkel ist bei unserer Ankunft. Die Kälte drängt sich als stärkster Eindruck auf. Wir gehen essen, wir drei vom Red begleiten noch Fabian (Direktor von COSPACC) auf eine kleine Reunión, von der ich nicht viel verstehe, danach noch ein Bierchen in der einzigen Bar, die noch offen hat um diese späte Uhrzeit (etwa 23 Uhr), und dann eintauchen in den kurzen Nachtschlaf in einem kleinen Hotel. 4:45 Uhr klingelt der Wecker, halb sechs versammelt sich die Gruppe, um den Bus nach Labranzagrande zu nehmen. Kein Frühstück, aber der in Kolumbien unvermeidliche "Tinto" - sehr wässriger, schwarzer Kaffee mit viel Zucker, aber wenigstens schön heiß, hilft uns weiter.

6:03h Tinto am Busbahnhof Sogamoso

Etwa fünf Stunden Fahrt durch die Berge und das viele Grün, Pferde und Kühe grasen gleich neben der Straße, die schon bald nicht mehr asphaltiert ist. Wir verlieren an Höhe, und es wird wärmer. Zweimal hält der Bus - einmal wegen einer kleinen Rinderherde:

und einmal wegen einer Giftschlange, die mitten auf dem Weg aus einer Pfütze trinkt:


Labranzagrande empfängt uns Donnerstagvormittag mit Charme und frühlingshafter Wärme. Etwa 500 Menschen leben in diesem Dorf mit seinem kleinen Dorfplatz und den kleinen bunt verputzten Häusern.

Labranzagrande

Labranzagrande

Labranzagrande

Verkäufer in Labranzagrande
kleiner Innenhof in unserem Hostel in Labranzagrande

Unsere Arbeit beginnt. In allen drei Dörfern besteht sie daraus, unsere Mission und jedeN einzelneN von uns den BewohnerInnen des Dorfes und allen, die aus der Umgebung zu diesem Anlass gekommen sind, vorzustellen und unsere Absichten zu erklären.

Präsentation der Mission vor den Menschen aus der Gemeinde Labranzagrande

Anschließend folgen die Interviews, für die wir uns in vier bis fünf kleine Gruppen aufteilen und in verschiedenen Ecken des Raumes die einzelnen Personen an Tischen empfangen, die etwas erzählen möchten. Mit Hilfe eines Interview-Formulars nehmen wir ihre Namen, Alter, Passnummer und wenn möglich Telefonnummer auf, die Daten des Opfers, die Geschichte des Vorfalls selbst, eine eventuelle Vorgeschichte, sowie eventuelle Probleme in der Gegenwart.

Wir hören traurige Geschichten von selektiven Ermordungen von Familienmitgliedern (häufig Ehemänner) durch die Guerrilla, außergerichtliche Hinrichtungen durch Soldaten der Armee, illegale Verhaftungen und Gefangennahmen durch die Armee, Massaker und psychische Folter.
Die meisten Fälle sind vier Jahre und länger her. In Labranzagrande werden die meisten Menschenrechtsverletzungen den FARC, in Pisba sowie in Paya der ELN und der kolumbianischen Armee zugeschrieben.
Die Mehrzahl der Fälle werden aus mangelndem Vertrauen in die zuständigen staatlichen Autoritäten nie angezeigt. Und selbst wenn, bleiben die Verantwortlichen unbestraft, die Opfer bekommen eine kleine finanzielle Abfindung. Keinerlei Aufarbeitung von Schuld und Verlust und Leid, die aus dem Konflikt erwachsen, findet statt.

In jedem Dorf folgt nach einer Pause eine Versammlung mit den Autoritäten der jeweiligen Gemeinde, um mit ihnen die zusammengefassten Ergebnisse aus den Gesprächen mit den Opfern zu besprechen und zu sehen, wie die Situation verbessert werden kann.

In allen drei Dörfern finden wir eine deutliche Verletzung des humanitären Völkerrechts vor, das eine weitestgehende Trennung von zivilem Leben und militärischen Kampfhandlungen vorsieht, indem es geschützte Orte definiert wie Schulen, Krankenhäuser, kulturelle Einrichtungen und Privathäuser, die von militärischer Präsenz unberührt bleiben sollen.
Die wie Soldaten bewaffneten Polizisten sind allgegenwärtig, besonders in Pisba und Paya scheinen sie die Zahl der DorfbewohnerInnen glatt zu übertreffen.

Polizisten in Pisba

An allen Ecken und dazwischen haben sie in den Dörfern ihre "trincheras" errichtet, kleine Schutzhütten aus Sandsäcken mit Guck- und Schießscharten.
Pisba: Trinchera mitten zwischen zwei Häusern. (Foto: REDHER)


Pisba. Trinchera gleich neben dem Krankenhaus und der Apotheke (Foto: REDHER)

Die Polizisten in Pisba und Paya sind omnipräsent und offenbar schon völlig in den Alltag der dort lebenden Menschen integriert:
Kinder in Pisba, im Hintergrund Polizist und seine Trinchera

Versammlung und Präsentation vor den BewohnerInnen der Gemeinde Pisba in der Bibliothek. Die Polizisten stehen die gesamte Zeit vor der Tür der Bibliothek... (Foto: REDHER)


Freitag, wie immer in den frühen Morgenstunden, brechen wir in kleinen gemieteten Geländewägen nach Pisba auf. Die Wege sind ein Abenteuer. Erst seit Anfang 2005 sind Dörfer wie Pisba oder Paya überhaupt motorisiert erreichbar, nachdem die Gemeinde in Selbstverwaltung befahrbare Wege gebaut hat.

Einige von uns steigen auf die Ladefläche des zweiten Wagens um, nachdem der Transporter (im Hintergrund) kurz nach Labranzagrande den Geist aufgegeben hat. Es sind Fahrten über Stock und Stein und manchen Bergbach, bei dem wir ordentlich durchgerüttelt werden. Mit Wind und Sonne in den Gesichtern und einem unmittelbaren Erleben der Natur und Landschaft, durch die wir fahren. Wundervoll!

Einer der Bergbäche, die mitten über den Weg verlaufen

Aufenthalt in Pisba. Präsentation der Mission, Gespräche mit Opfern. Danach Vorstellung einiger Ergebnisse und Gespräch mit den Autoritäten der Gemeinde.


Wohnhäuser in Pisba. Sie wurden von irgendeiner deutschen Kirchengemeinde finanziert und gebaut. Die Schornsteine sind reine Dekoration.

BewohnerInnen der Gemeinde Pisba, die meisten Bauern. Einige sind viele Stunden gelaufen, um an der Mission teilzunehmen.


Pisba. Eine alte Bäuerin


Einzelgespräche mit den Opfern in der Bibliothek in Pisba



Pisba

Am Samstagmorgen geht es weiter nach Paya. Ähnliches Szenario in großer Hitze. Versammlung der EinwohnerInnen, Einzelgespräche, anschließend Gespräch mit den Autoritäten der Gemeinde.

Junge Bäuerin aus Paya

Am frühen Abend brechen wir auf zurück nach Labranzagrande, wo wir eine letzte kurze Nacht verbringen. Die Mission in der Provincia de La Libertad ist beendet, der Sonntag besteht aus Busfahrt von Labranzagrande nach Sogamoso, von wo aus wir den Bus weiter nach Bogotá nehmen.

Die Mission, die einzelnen Fälle von Menschenrechtsverletzungen (insgesamt haben wir etwa 70 Fälle sammeln können), die Zusammenarbeit mit den Autoritäten der Gemeinden und weiteres Vorgehen der Corporación COSPACC in der Provincia de La Libertad müssen nun ausgewertet und besprochen werden. Es wird einen zusammenfassenden Bericht geben sowie eine Vorstellung der Mission auf einer Pressekonferenz in den nächsten Tagen.